Des Mannes Lust, die Petromax


Natürlicht bleibt ein Mann vor der verchromten Schönheit einer Petromax stehen. Die Anziehungskraft ist vergleichbar mit den ganzen Geschichten aus der Antike. Und natürlich ist es auch mehr als verständlich, daß das Angebot lockt. Wie mittlerweile auch bei uns  auf dem Land beim einschlägigen Hardwarestore. Da steht sie nun in ihrer Pracht, der Preis unverschämt aber so ist das, wenn mit der Schwäche gearbeitet wird.

Aber machen wir uns nichts vor. Auch die neueste Lampe muss irgendwann auf die Schlachtbank. Spätestens, wenn der Grillabend ansteht und sie einfach nur brennt als zu leuchten. Hier spricht man vom flammenden Inferno und ist auch sehr beeindruckend. Aber nur so lange, bis die erste Faszination vorbei ist und der erste mit dem Feuerlöscher ankommt. Hier gilt es besonnen zu reagieren und vor allem sich mit der Materie auseinanderzusetzen, damit die Kollegen von der Strahlkraft einer solchen Lampe beeindruckt sind und nicht vom Zoff mit dem Partner, der einen zwangsläufig eher für wahnsinnig als cool hält.

Also machen wir uns nichts vor, wir müssen reden und zwar wie so ein Teil funktioniert, welches aus einigen Zeilen besteht. Dann können wir uns auch gleich eine schrabbelige Lampe angeln. Wenn sie dann wieder in neuer Schönheit erstrahlt, ist das schon die erste Schmeichelung unseres Egos, nachdem unsere Partner zuvor gefragt hat, mit welchem Schrotthaufen man wieder nach Hause gekommen ist. Also legen wir los:

 


Das Objekt der Begierde - Eine Petromax 250 HK


Die Petromax 250 HK ist eine kleine Schwester der 500er, welche du im Laden gesehen hast. Natrürlich ist größer oftmals schöner. Aber größer bedeutet hier auch gleich eine enorme Ausleuchtung des Grundstücks. Wenn Flugzeuge zum Landeanflug über deinem Garten ansetzen, solltest du weniger dieser Dinger im Betrieb haben. Aber Spaß bei Seite. Mit Gemütlichkeit hat das nichts mehr zu tun. Einer 500er hat Leuchtkraft und zwar 500 Watt. Spätestens hier wird der Ruf nach einer gemütlichen Dochtlampe laut. Also ein Pluspunkt für die kleinen Geschwister der großen Petromax wie die 150 oder 250.

Der Nachteil ist, die werden nicht mehr gebaut. Also nur gebraucht zu erhalten. Genau mein Ding. Ein Oldtimer halt. Hat nicht jeder und passt sich der Romantik besser ein. Was willst du mehr? Außerdem meist günstiger zu kriegen als die neuen Chromfunzeln aus dem Laden vor denen du kürzlich noch gesabbert hast.

Aber was bedeuten denn die Zahlen und Buchstaben. Die Petromax gab es neben der Zahl noch mit der Bezeichnung HK oder CP. HK steht für Heffner Kerzen und CP für Candle Power. Also auf Deutsch. Die 500 HK leuchtet so hell wie 500 Kerzen.

Unser Opfer auf der Schlachtbank hier war ein Trödelfund und unter dem Dreck steckt tatsächlich auch eine Verchromung. Ob die zu retten ist, werden wir sehen. Als erstes heisst es Zerlegen und Bestandsaufnahme. Das schöne ist, daß alle Teile noch zu kaufen sind und viele durch die Reihe gleich sind, egal welche Größe die Lampe hat.

Wer das zum ersten Mal macht, tut gut daran die einzelnen Teile wie in einer Explosionszeichnung wegzulegen. Hat man Erfahrungen gesammelt kann man alles in eine Kiste werfen... . Puzzeln macht ja auch Spaß!


Erstmal die zwei Rändelschrauben lösen und Deckel runter


 

 

Da kommt schon mal sehr alter Dreck ans Tageslicht. So fühlt sich Indiana Jones !


 

 

Das schmuzige Teil kann man jetzt enspannt abnehmen


 

 

 

Und so sieht es drunter aus

 

 

Jetzt kann entspannt das Glas raus. In unserem Fall das erste zu beschaffende Ersatzteil.


 

 

Jetzt wird die Zentrierbodenschraube mit einem großen Schlitzschraubendreher raus geschraubt und die Lampe zerlegt sich fast von alleine.

Vor uns liegt jetzt die Vorwärmschale mit Schreube, der Zentrierboden und das Traggestell.


 

 

Übrig bleibt der Tank mit der Steigleitung und der Vergaserwendel. Dieses Konstrukt schrauben wir im gesamten raus und zerlegen es weiter in seine Einzelteile.


 

 

Optimal für das Zerlegen ist ein Zangenschlüssel, welcher stufenlos verstellar und keinen Hieb an den Backen hat. 

Mit dem Schlüssel halten wir gegen und lösen das Pumpenbodenventil mit einem Schlitz.


 

 

Im Pumpenbodenventil kommt das nächste ersatzteil, welches zu beschaffen gilt. Dort sitzt eine Gummidichtung auf einer Feder, welche mit den Jahren garantiert knüppelhart ist.

Eins vorweg. Soll die Lampe später auch mit Benzin betrieben werden, sollten die neuen Dichtungen aus Viton sein. Das mache ich bei all meinen Lampen. Dann bin ich vom Treibstoff her unabhängig.


 

Als nächstes entfernen wir dass Stellrad. Beim Zerlegen sehen wir, wofür dieses da ist. Es schiebt eine Stange im Inneren hoch oder runter und erfüllt zwei Aufgaben. Nach oben wir dei feine Düsennadel zum Reinigen durch die Düse geschoben und schliesst unten unten zeitgleich das Pumpenbodenventil, damit in diesem Zustand kein Treibstoff nachfliesst und umgekehrt.


 

Die Einheit des Stellrades zerlege ich grundsätzlich erst einmal nicht weiter. Da drinnen sitzt nämlich eine Stopfpackung aus Graphit und so lange die später sicht ist, was bei mir bisher immer war, gehe ich da nicht ran.

 


 

 

Jetzt trennen wir den Vergaserfuß von der Vergaserwendel, welche in ihrer Spitze die Düse sitzen hat.

Auch hier bietet sich der Zangenschlüssel an. ansonsten empfiehlt es sich, passende Schraubenschlüssel zu verwenden. Es gibt nichts ärgerlicheres als Macken, erzeugt von falschem Werkzeug.


 

Hier kommt jetzt auch die Stange zum Vorschein, welche durch das Handrad hoch und runter geschoben wird. Dieses zerlege ich auch erstmal nicht weiter, Das kommt erst später beim Feintuning, wenn überhaupt nötig.


 

 

Diese Bleidichtung ist unser nächstes Ersatzteil und wird immer erneuert, wenn man diese Verschraubung löst. Also immer welche bevorraten!


 

 

Jetzt noch die Düse runter und auch das Teil ist fertig zerlegt.


 

Hier sieht mann übrigens die Düsennadel, welche ultrafein ist. Sie ist dafür da, die Düse zu reinigen. Denn durch die Verbrennung entsehen Verkokungen und wenn diese feine Düse dicht ist, war es das mit Licht.

Diese Nadel kann man auch abschrauben und dann war es das nun wirklich an dieser Baugruppe.

 

 

Nadel raus gedreht.


 

 

Jetzt zerlegen wir das obere Teil mit einem Schlitz. So lösen wir das Mischrohr aus der Verschraubung. Sollte die Schraube nicht wollen, WD40, Caramba,  oder ähnliches wir helfen. Und Geduld!


 

Vom Mischrohr lösen wir jetzt von Hand die Messingaufnahme vom Keramikbrennenr. Wer hier jetzt mit der Wasserpumpenzange abreitet sollte sofort aufhören und eine LED Funzel kaufen...

Der Tonbrenner ist empfindlich, also keine Gewalt. Hier kamen jetzt einige Fliegen zum Vorschein, welche wohl in der Vergaserkammer angesogen wurden und sich hier mumifiziert haben.


 

 

 

So sieht die Baugruppe dann zerlegt aus.


Jetzt zerlegen wir noch die Pumpe und das Pumpenbodenventil. Der Pumpenknauf fehlt, das nächste Ersatzteil. Die Pumpe hat unten ein Pumpenleder. Eigentlich ist das gefettet. Hier ist es pulvertrocken. Schauen wir jetzt in den Pumpenschacht sehen wir das Pumpenbodenventil, welches mit einem Schlitz ausgedreht wird.


Die alten Hasen unter uns haben noch den alten Spezialschlüssel, den ein Forumsmitglied damals auf den Lampentreffen in Sassenberg als Eigenbau verkauft hat. Lange ist es her. Gibt es nicht zu kaufen.


 

 

Das gelöste Pumpenbodenventil fischen wir jetzt raus und zerlegen es mit zwei Schlitzschraubendrehern. Die Arbeit wird deutlich erleichtert, wenn ein Schlitz in den Schraubstock eingespannt wird.


Das Pumpenbodenventil zerlegt. Hier kommen die nächsten Ersatzteile. Wieder eine Gummidichtung (Viton, wenn Benzinfest) Bleidichtung. Wenn diese bleidichtung noch nicht zu sehr gelitten hat, kann sie wiederverwendet werden.


 

 

Zum Schluss das letzte Ersatzteil in dieser Rubrik. Der Deckel vom Einfüllstutzen. Hier sitzt gerne auch ein Druckmanometer. Die älteren Lampen kamen ohne den Schnickes aus und waren einfache flügelverschraubte Deckel.

Diese Dichtung ist meist auch knüppelhart. Also tauschen (Viton)


Glück ist derjenige, der ein Ultraschallbad hat. Eine Einlegen in ein Bad mit Zitronensäure reicht aber auch aus. Zitronensäure gibt es im Drogeriemarkt oder als 5KG Gebinde im Netz. Ein paar Esslöffel genügen. Das Ultraschall wird auch mit Zitronensäure getankt.


Zitronensäure bringt das Kupfer im Messing zum Vorschein. Bevor jetzt Panik aufkommt, ein Putzen mit Akkopads und anschliessendem Polieren bringt den Kupferglanz zum Verschwinden. Wer sich hier aber zu viel Mühe gibt, wird entäuscht werden. Denn das Messing wird erbarmungslos relativ schnell wieder anlaufen...


Und so sieht das Kleinteilgeraffel geputzt aus.